Casa dell´ Arte
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      2003 - Premio Italia in Certaldo

Aquarell  "  Tre Santi"

 

 

Ich zitiere aus meinem Buch " Ach du armeKunst

Kapitel 5

 

Aquarelle

Thema Politik

 

 

 

 

 

Mit diesem Aquarell beteiligte ich mich beim berühmten Premio Italia 2003 in dem malerischen toskanischen Städtchen Certaldo, bekannt durch Boccaccios Decamerone aus dem Jahre 1350. Bereits in seinem frivolen und frechen Novellen nimmt er die Autoritäten aufs Korn.

Warum sollte ich nicht anlässlich des Premio Italia 2003 auch ein kritisches Bild zeigen?

Um mich vor dem vorauszusehenden Eklat abzusichern zeigte ich Roberta Fiorini das Bild. Sie ist Jurorin des Premio Italia und des Premio Firenze und Herausgeberin der Zeitschrift „ Eco d´arte“und mir sehr gewogen.

Sie sah sich die Drei Heiligen an, grinste und sagte: „Perché No?!“, was nichts anderes heißt: OKAY!

 

An der Ausstellung in dem altehrwürdigen Palazzo Pretorio beteiligten sich um die hundert Künstler, mit teils großartigen Werken. Sie alle hatten schöne unanstößige Werke eingesandt. Belle arte halt.

 

Schöne heile Welt – niemanden vor den Kopf stoßen.

So wanderte ich durch die gelungene Ausstellung. Die Besucher schauten sich die einzelnen Werke der Kollegen und Konkurrenten ohne große Emotionen an.

Als ich mich dem Raum mit meinem Bild näherte hörte ich schon von Ferne eine sich heftig ereifernde Menge. Einer hatte sich zum Rädelsführer der schimpfenden Menge auserkoren. Diese Typen gibt es bei jedem Menschenauflauf. Ich hörte ihn schreien: „Che stronzo ha fatto questa merda?”

Was soviel heißt, welches Arschloch hat diese Scheiße gemalt.

Ich liebe solche Auftritte und schritt lächelnd auf den Schreihals zu und sagte mit freundlicher Stimme:

Der Einfachheit halber gebe ich den gekürzten Disput auf Deutsch wieder:.

 

„Ich habe diese Scheiße gemalt. Darf ich mich vorstellen? Ich heiße Rolf Horn, wohne seit Jahren in der Toskana und habe dieses schöne Bild gemalt. Wo ist das Problem?“

 

Es entstand eine kleine Pause, denn mit dem persönlichen Auftritt des Künstlers dieses Scheißbildes hatte die erboste Menge nicht gerechnet.

Gemeinsam betrachteten wir erneut das Bild.

 

Unter dem Bild hatte Roberta Fiorini vorsichtshalber ein Schild angebracht.

 

Künstler Rolf Horn

Titel des Bildes „ Tre Santi“

 

Auf diesem Bild sehen wir drei Faschisten.

Im Vordergrund Benito Mussolini, er wurde 1945 von italienischen Partisanen erschossen und wird heute in Italien wie ein Held verehrt.

Hinter ihm links sehen wir Adolf Hitler. Er beging 1945 Selbstmord und wird in Deutschland als Verbrecher empfunden.

Vorne links sehen wir Fini, den damals aktuellen Führer der italienischen Faschisten. Er gibt sich gern als Biedermann. In Italien gibt es ein Sprichwort:

Un Lupo e un Lupo e un Lupo. Ein Wolf bleibt Wolf, egal wie viel Kreide er auch frisst.

 

In meinem Bild sieht man rechts hinter Mussolini das schwarze Rutenbündel der Faschisten, was sich nach links in verbrannte Städte und Ruinen verwandelt.

Benito Mussolini trägt das berühmte Schwarzhemd seiner Anhänger, während Hitler für sich und seine Anhänger feldbraun bevorzugte. Der Duce und der Führer strahlen eine kalte, martialische Energie aus. Demokratie, Mitmenschlichkeit, Güte und Wärme sind ihnen fremd. Fini lugt, modisch gekleidet, listig aus Mussolinis Westentasche. Im Gegensatz zu seinen geistigen Vätern versucht der viel raffiniertere Fini Nachdenklichkeit, Gelassenheit und Intellektualität auszustrahlen. Mit warmen, bewegten Worten versucht er mit großem Erfolg seinen Mitbürger einen friedlichen Faschismus nahe zu bringen. Doch wie schrieb ich oben: Un Lupe e un Lupo e un Lupo…..

 

Das war zu viel für meine toskanischen Freunde und es entspann sich folgender Dialog mit dem Sprecher der aufgebrachten Gruppe:

 

Er           Signore, das macht man nicht!

 

Rolf       Was macht man nicht? Ich zeige nur die Wahrheit.

 

Er          Wissen sie nicht, wie der Duce in der Toskana gewütet hat?

               Er ist eine Bestie!

 

Rolf     Ich weiß. Er hat alle Sozialisten, Kommunisten und Intellektuelle ermorden               lassen. Was stört sie an meinem Bild? Ich zeige doch nur den Duce und den               Führer und das Ergebnis ihrer Freundschaft.  

              Eine Frage lieber Freund: sind sie Toskaner?

 

Er         Ja, Ich bin Toskaner und ich bin stolz darauf.

 

Rolf      Ich glaube nicht, dass sie ein echter Toskaner sind.

 

Er          Ich bin 100 % , sozusagen DOC-Toskaner.

 

Rolf       Nein, sie sind weder Denominato, noch Origine , noch Controllato.                              ( DOC:  Herkunftsland, Originalabfüllung, kontrolliert)

 

Er           Ich verstehe sie nicht.

 

Rolf       Soweit ich mich erinnern kann ist die Toskana das Land der Ironie.                             Dante Alighieri ist sozusagen der Erfinder der Ironie.

               Bei Ihnen, mein Herr, kann ich das nicht erkennen.

 

Er           Ich verstehe sie immer noch nicht.

 

Rolf       Lieber Freund, haben sie sich die Mühe gemacht,                                                               sich den Titel etwas genauer anzusehen?

                Haben sie nicht gemerkt, dass der Titel meines

               Bildes „ Tre Santi “ extra für sie und unsere

               Freunde mit Anführungszeichen versehen ist?

 

Atemlos und gespannt hatte die Menge unserer Auseinandersetzung gelauscht um sich nun ganz genau die Anführungszeichen vor den Drei Heiligen anzuschauen.

Langsam, peu a peu, begannen sie zu grinsen und dann erscholl ein befreiendes Gelächter, dass die dicken Mauern des Palazzo Pretorio zu wackeln anfingen.

Der soeben noch mir so feindlich gesonnene Rädelsführer nahm mich mit feuchten Augen in den Arm.

 

„Scusi, amico mio, Scusi!“ Entschuldige mein Freund.

 

Ich gebe zu, auch mich hat diese Auseinandersetzung in tiefe Emotionen versetzt.

 

Doch gemeinsames Leid ist geeiltes Leid.

 

Und Ironie ist nichts für dumme Menschen.

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

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