Casa dell´ Arte
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Zeitkritik allgemein

Jagd in Italien

Caccia Italiena -1993 - 42 x 56 cm

Wir lebten bereits seit sechs Jahren in der Toskana. Es war Jagdsaison und wir waren bei italienischen Freunden zum Essen eingeladen. Wie üblich wurde groß aufgetischt und uns zu Ehren hatte man eine Köstlichkeit zubereitet. Rotkehlchen am Spieß.

Marlene war gleich ganz fertig und bekam keinen Bissen herunter. Ich bin da nicht so pingelig, denn die Gastgeber hatten sich große Mühe gegeben. Ein Scheibe Weißbrot, eine Scheibe Speck, ein Rotkehlchen – sauber gerupft und hergerichtet, dann wieder eine Scheibe Weißbrot etc. Auf jedem Spieß waren fünf Rotkehlchen. Wir waren 10 Personen als Summa summarum 50 Rotkehlchen – mehr als ich auf unserem 25.000 Quadratmeter großen Terreno je gesehen hatte.

Ich war so erzogen, dass man aus Höflichkeit mindestens kosten sollte, aber als mein Nachbar mich freudig erreget aufforderte auch den Kopf zwischen meinen Zähnen zerkrachen zu lassen, denn es sei die Delikatesse schlechthin, war auch mir das nun zuviel.

Alle schauten uns beiden deutschen Kostverächter an und man fragte mich, was los sei. Als ich freundlich und ohne jegliche Belehrung meinte, dass Rotkehlchen auf dem Baum singend mir besser gefielen wurden wir nie wieder zu einem Jagdessen eingeladen.

 

Der italienische Staat vermietet nichtumzäuntes Gelände in ganz Italien für 200 Euro pro Jäger. Also auch mein Gelände! Die Jäger dringen dann wie die Vandalen ein, zerstören die mühsam errichteten Mauern der Terrassen und schießen auf alles was sich bewegt, demzufolge auch auf meine Pflücker, auf meinen Hund und mich, wenn wir es wagen von Oktober bis Januar unser eigenes Gelände zu betreten.

Die Lex Romana schützt weltweit den Privatbesitz( Romolus zieht einen Stich in den Sand, Bruder Remus springt über die Grenze und wird von seinem Bruder erschlagen), aber nicht in Italien.

 

1992 bis 2004 wurde ich auf meinem Grund und Boden von Jägern mehrmals beschossen, als deutsches Nazischwein und Faschist beschimpft und sieben mal direkt mit Gewehren bedroht.

1996-In der Jagdsaison starb 150 Meter von unserem Rustiko entfernt ein Mann mit einer Kugel im Bauch. Die Behörden werteten mir gegenüber die Sache als Unfall.

2003-Meine Petitionen und Briefe an den Bürgermeister, an den Ministerpräsidenten der Toskana, den Innenminister Pisanu blieben entweder unbeantwortet oder sie fühlten sich nicht zuständig.

 

2003-Mein Bürgermeister Calvetti herrschte mich an und sagte: Wenn man von den Sozialgesetzen Mussolinis profitieren will, muss man auch seine Jagdgesetze akzeptieren. Mir fiel dazu nichts mehr ein.

 

2004-Als ich wieder einmal beschossen wurde und Marlene die dafür zuständigen Carabinieris

( Mindestens 180 cm groß, kein Hirn, schicke Uniform, senza Palle = ohne Eier = Feiglinge)

um Hilfe bat, konnten sie nicht kommen, denn es stand kein Auto zur Verfügung – Non ce una macchina!

Tiermehl

Tiermehl - 2001 - 42 x 56 cm

 

 

Was für eine perverse und dumme Bestie ist doch der Mensch.

Aus Gewinnstreben füttert er Kühe mit Knochenmehl. Das klingt eigentlich recht harmlos und wenn man nicht zumindest ein wenig denkt findet man das vielleicht sogar gut. Wehe, Mensch, wenn du beginnst zu denken.

 

Was, mein Zeitgenosse, würdest Du sagen, wenn ich Dir, um selber eine Menge Geld zu verdienen, Deine zu Knochenmehl zermahlenen Eltern zum Fraße vorsetzen würde? Du würdest sie nicht fressen, bist ja kein Kannibale, oder? Nur Du kannst Dich wehren, eine pflanzenfressende Kuh, die in ihrem Stall nie das Licht der Welt erblickt, aber nicht!

 

Wie kann ein Kapitalist Achtung vor der Kreatur haben, wenn er nicht einmal sich selber achtet? Das ganze erinnert mich an eine bittere Kritik von Karl Marx an dem Kapitalismus. Er war überzeugt, dass ein Kapitalist aus Gewinnstreben seinem eignen Mörder das Seil verkauft, mit dem dieser Ihn dann aufhängt.

 

Hier haben wir den gleichen Fall mit Todesfolge, nur dass es ein wenig länger dauert. Erst muss so eine arme Kuh verrückt werden, weil sie vom Pflanzenfresser zum Aasfresser gezwungen wird. Dann muss die arme Kreatur so krank werden, dass sie sich an ihren Peiniger rächen kann, damit dieser auch verreckt. Bis wir gescheiten Menschen den offensichtlichen Zusammenhang bemerkt haben sind wir alle mehr oder weniger auch schon verrückt.

 

In meinem Bild schaut ein stolzer andalusischer Stier verwundert auf das Treiben der Menschen. Aber nicht mehr lange, denn er gerät in das perfekte Mahlwerk vom Tiermehlverband und dem Interessenverband der Lebensmittelhersteller. Ein tödlicher Mordsverein, nicht nur für meinen Stier.

Sein verseuchtes Tiermehl wird an seine Nachkommen verfüttert, während wir Menschen lustvoll das todbringende Steak, halbroh versteht sich, verschlingen.

 

In meinem Bild zeige ich, dass alles versucht wird: Ehre, Anstand, Mitgefühl, Menschen, Tiere, Erde, Wasser und Luft.

 

Diese Verbrecher werden mit Glacee -Handschuhen angefasst, anstatt sie lebenslang wegzusperren und ihnen tagtäglich BSE verseuchtes Fleisch vorzusetzen. Aber nein, diesen Ehrenmänner passiert nichts.

Sogar die ansonsten tapfere Juristin, Landwirtschaftsministerin und Verbraucherministerin Künast traut sich nicht gegen diese Lobby des Todes anzukämpfen.

Wind - und Sonnenenergie

Windenergie - 2000 - 42 x 56 cm
Sonnenergie - 2000 - 42 x 56 cm

Offensichtlich sind wir Künstler erheblich weiter als die zögerliche Politik

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