Einmal zeigte ich meinem Schwager, einem ganz und gar unpolitischen Kunstfreund einige meiner Aquarelle. Ich muss dazu sagen: Wir mögen uns sehr, obwohl wir recht verschieden sind. Im Gegensatz zum Schwager von Vincent van Gogh kaufte er mir in der Not gute Aquarelle zu einem guten Preise ab.
Die Portraits, die esoterischen Bilder, die Zyklen „ZEIT“ und „BERGPREDIGT“ gefielen ihm über alle Massen. Bei den anderen religiösen Bilder wurde er unruhig und als ich ihm meine zeitkritischen Bilder auch noch erklärte geriet er in Emotionen, die ich von ihm gar nicht kannte.
Er hatte er sich ein Leben lang mit den schönen Künsten beschäftigt und die garstige Politik außen vor gelassen. Und nun kam ich daher und versetzte ihn in mehr Emotionen, als es das Fernsehen in den letzten fünf Jahren schaffte. Er hörte sich meine Erklärungen an, sah meine Wut über die Menschen in meinen Bildern und kam zum Schluss, es sei schade um die Zeit, in der ich mich mit diesem Gesindel auseinandersetze.
Ich fragte ihn, wenn nicht ich, wer denn solche Bilder male solle.
Wir hatten ein sehr intensives Gespräch, in dem ich den Standpunkt vertrat, dass Künstler die Pflicht hätten, auch solche schäbigen und widerwärtigen Dinge zu malen. Schöne Dinge malen sich von selbst.
Gier, Verrat, Untreue, Unzucht, Pädophilie in der Kirche auf das Papier zu bringen verlangen ein Minimum an Verständnis für diese niedere Triebe und Gemeinheiten, sonst kann man diese nicht malen.
Wenn ich nun kämpfe ein anständiger Mensch zu sein, so sollen die Menschen von diesen Bilder aufgerüttelt werden und gefälligst nachdenken und auch an sich arbeiten.
Er verstand mich gut und trotzdem meinte er :
„ Diese emotionalen Bilder ändern die Welt nicht und deshalb ist es schade um Deine Zeit!“
Wahrscheinlich hat er Recht!