Casa dell´ Arte
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2006 - München im Olypiaturm

 

 

 

Dieses Bild zeigte ich bei unserer gemeinsamen Ausstellung im Drehrestaurant im Olympiaturm zu München. Die Ausstellung stand von Anfang an unter einem unglücklichen Stern.

 

Bevor Marlene und ich in die Toskana auswanderten lebten und arbeiteten wir viele Jahre im geliebten München. So lag es nahe in unserer alten Heimatstadt eine wunderbare Ausstellung zu machen und der Welt zu zeigen, was wir in Italien so alles künstlerisch gelernt hatten.

 

Da ich schon immer hoch hinauswollte, war der Olympiaturm der ideale Ort. Bei einem unserer jährlichen Deutschlandbesuche, wo wir unser Olivenöl nach München brachten, lud ich Marlene zu einem Essen im teuren Drehrestaurant ein. Dabei bat ich den Geschäftsführer, einen hochgebildeten adligen Herrn an unseren Tisch und fragte, ob ich zusammen mit meiner Gattin, einer exzellenten Hinterglasmalerin eine Ausstellung von circa dreißig Bildern machen dürfe. Er schaute sich unsere Demonstrationsmappe an, war begeistert und versprach spontan alles zu unternehmen, dass die Ausstellung ein großer Erfolg werden sollte.

Er bestätigte mir schriftlich den Termin, die Organisation der Ausstellung und vor allem die Freiheit meine Bilder ohne jegliche Zensur zeigen zu dürfen. Ein wahrhaft großer Mann, der den Sinn der künstlerischen Freiheit ernst nahm, wie auch ich.

 

Alles war klar, wir rahmten unsere Bilder, erstellten ein schönes Depliant und fuhren frohen Mutes gen München. Zuerst fuhren wir ins Restaurant um dem Geschäftsführer unsere Ankunft zu vermelden, doch den gab es nicht mehr.

Ein Konsortium hatte das Drehrestaurant aufgekauft und der Vorsitzende dieses Konglomerat war ausgerechnet Josef Ackermann, dessen Aquarell eines der zeitkritischen Bilder war, die ich ausstellen wollte.

 

Die neue junge Geschäftsführerin hatte keine Ahnung von der mir schriftlich zugesagten Ausstellung und fühlte sich nicht an die schriftliche Zusage ihres Vorgängers gebunden. Was tun?

 

Wer mich etwas besser kennt, wusste was nun kam.

 

Ich zog die vertragliche Vereinbarung aus der Tasche und knurrte : „Pacta sunt servanda“, teilte ihr mit, dass unten auf dem Parkplatz meine dreißig Bilder warteten und dass die Ausstellung am nächsten Tag stattfindet. Sie rief ihren Chef an und nach einer halben Stunde gab sie ihr OKAY.

Wir bekamen freie Fahrt für den Lastenaufzug und ich hing die dreißig Bilder an der Innenwand des Restaurants auf, während sich das Restaurant lustig im Kreise drehte.

Als die Geschäftsführerin das Aquarell von Ackermann, ihrem höchsten Chefs sah sagte sie:

 

„Dieses Bild können sie auf keinen Fall aufhängen!“

 

In mir tobte es, doch eiskalt wies ich sie auf den Passus, der klar und unmissverständlich ausdrückte, dass mir keinerlei Auflagen hinsichtlich meiner Bilder gemacht werden. Gefährlich leise zischte ich sie an:

 

„Gute Frau, wenn ich dieses Bild nicht aufhängen darf platzt die ganze Ausstellung und ich werde Sie und ihren Verein wegen Vertragsbruch anzeigen und die ganze Münchner Presse informieren, wie sie mit Künstlern umspringen. Rufen sie ihren Chef an und machen sie ihn auf den Skandal aufmerksam, der auf sie zukommen wird. Ich warte maximal zehn Minuten, dann baue ich wieder alles ab und wir sehen uns vor Gericht.“

Ich musste einen ungeheuren Eindruck auf sie gemacht haben, denn sie kam nach exakt zehn Minuten, entschuldigte sich für die Unannehmlichkeiten, denen wir ausgesetzt waren und versprach alles zu tun, dass es eine schöne Ausstellung würde.

 

Am nächsten Tag fuhren Marlene und ich, festlich gekleidet hinauf, bestellten uns das teuerste Menue und feierten uns und unsere Ausstellung, obwohl nur die ganz normalen Touristen anwesend waren und nicht ein einziger sich für unsere Ausstellung interessierte.

Als ich dann beim Ober zahlen wollte kam die junge Geschäftsführerin mit einem strahlenden Lächeln an unseren Tisch, beglückwünschte uns zu der herrlichen Ausstellung und meinte:

„Selbstverständlich sind sie unser Gast und zum Schluss darf ich sie auf ein Gläschen Sekt einladen.“

 

So nahm dieser künstlerische Reinfall doch noch ein glückliches Ende. Ich kam mir vor wie Ikarus, der der Sonne zu nahe kam, doch ich überlebte den Absturz und hatte wieder etwas dazugelernt.

 

Als Künstler hast du immer die Arschkarte.

 

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Nun zu der Bildbeschreibung

 

Es gibt in diesen Zeiten wohl niemanden, der den Kapitalismus Anfang des 21. Jahrhunderts trefflicher verkörpert als der Schweizer Josef Ackermann, Chef der Deutschen Bank.

Bei der Präsentation der Bilanz 2005 präsentierte er strahlend einen Milliardengewinn mit der Aussicht von einer Rendite für 2006 in Höhe von 25 % plus X. Dies sei, sagte er mit Tremolo in der Stimme, leider nur möglich, wenn sich die Deutsche Bank um 6.000 Mitarbeiter verschlankt. Im Klartext heißt dies, diese Menschen wurden entlassen. Was aus ihnen geworden ist weiß ich nicht. Haben sie einen neuen Arbeitsplatz gefunden, haben sie Selbstmord begangen? Ist ihre Ehe zerbrochen.

Ackermann hingegen bekam er einen höheren Titel, mehr Geld und sein Vertrag wurde um Jahre verlängert.

 

Es handelt sich um den gleichen Manager, der im Aufsichtsrat von Mannesmann saß und ein Gaunerspiel ohnegleichen in Deutschland absegnete.

 

Bei einem Gerichtstermin verhöhnte er vor der Presse mit dem berühmten Victory-Zeichen, das Gericht und jeden Menschen, der mit einem Minimum an Anstand und Ehre ausgestattet ist.

Auch hier steht die Deutsche Bank voll hinter ihm.

 

Ackermann und Co. gehören einer Spezies von ganz wenigen Spezialisten an, die glauben unantastbar zu sein. Ihr Maßstab ist der Shareholder Value, also die Verpflichtung gegenüber anonymen Aktienbesitzern. Die allgemein gültigen Werte von Ehre und Anstand gelten nicht für sie.

 

In meinem Bild verbindet ein eleganter, leicht übergewichtiger Ackermann die Bilanz der Deutschen Bank mit seiner persönlichen, blutigen Rechtfertigung, die vor ihm auf seinem Schreibtisch liegt. Mit der ihm auf Zeit verliehene Macht strahlt er eine erotische Freundlichkeit aus, wenn da nicht die kalten, graublauen Augen wären.

Meine Interpretation liegt in den beiden Skulpturen, die ich extra für ihn entworfen habe. Rechts das V-Zeichen von Victory und links das Symbol für „ Leck mich am Arsch“

 

Beide habe ich in einem weiblichen Torso integriert um die Erotik der Macht zu zeigen. Sie sollten auf keinem Manager-Schreibtisch fehlen.

 

 

 

 

 

 

 

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