Wie die Mafia Italien auffrisst
„ La Piovra Numero Uno" von 2015
86 x 26 x 27 cm
Viele meiner Skulpturen sind Allegorien. So wie es bei meinen Aquarellen stets ein Bild hinter dem Bild gibt, so sind in dem von mir bearbeiteten Olivenholz ebenfalls Geschichten oder Philosophien verborgen. Wenn der Betrachter nicht vertraut ist mit den Politischen, geistigen oder historischen Zusammenhängen, aus denen heraus die Allegorie geschnitzt wurde, bleibt ihm ihr Sinn oft verborgen. Deshalb erkläre ich gerne die Skulptur.
Zuerst sieht man ein großes, matt glänzendes Stück Holz, gefertigt aus einem alten Olivenstamm. Man erkennt ein unbekanntes Wesen, ein Ungeheuer, das ein Herz umklammert, an sich reißt um es zu verschlingen. Dann der für deutsche Ohren fremd klingende Titel „La Piovra – Numero Uno“. Wer Italienisch kann weiß natürlich, dass es sich bei der Piovra um einen Oktopus handelt, auch Krake genannt.
Wir können also zusehen, wie meine „Piovra Numero Uno“ (gemeint ist die Mafia) aus dem Jahre 2013 Italien an sich reißt um es zu verschlingen.
Meine Piovra Numero Due aus dem Jahre 2016 zeigt, wie sich die Mafia in den über 100 Jahren zivilisiert hat. Man frisst und verschlingt nicht mehr wie damals Italien, sondern man verspeist es sittsam mit Messer und Gabeln.
Wer in Italien lebt und die Verhältnisse kennt weiß, dass die Mafia gemeint ist.
Tagtäglich muss man sich hier in Italien mit der Mafia auseinandersetzen. Sei es die Müllabfuhr oder das Verhalten der Autoritäten, die Mafia beeinflusst das Leben aller Italiener. Viele glauben, die Mafia gibt es seit Tausenden von Jahren und ist somit tief in den Genen unserer italienischen Freunde verwurzelt. Das stimmt nicht. Sie existiert erst seit 100 Jahren und entstand im Feudalismus der sizilianischen Gesellschaft. Die Italiener pflegen ihre Verbrecher zu glorifizieren. Eine Mann namens Salvatore Giuliano (1922 – 1950) wird bis heute als eine Art sizilianischer „ Robin Hood“ verehrt. Doch er war schlichtweg nur ein simpler Verbrecher.
Es wäre falsch, diese Verbrecherbande zu glorifizieren.
Seit einigen Jahren trauen sich die Italiener öffentlich über die Mafia zu reden, sie zu kritisieren und sie zu bekämpfen. Das Schweigegelübde - die „ Omertà“ mit der Gefahr ermordet zu werden - hat ihren Schrecken verloren. Roberto Saviano schrieb ein Buch „Gomorrha“, das sogar verfilmt wurde. Der italienische Staat versucht sich gegen den Staat im Staat zu wehren. Die unerschrockene deutsche Journalistin Petra Reski legt sich mit der Mafia an und klagt, dass wir in Deutschland die Waschmaschine der Mafia sind.
In meinen Büchern, meinen Skulpturen und meinen Aquarellen nehme ich dazu unmissverständlich und klar Stellung