Skulptur von Rolf Horn
„Ewigkeit - Schnecke“
25 x 8 x 9 cm
Diese kleine Schnecke hat eine lange Geschichte.
Vor Jahren hatte ich im Rahmen meines Aquarellzyklus „Zeit“ bereits
diese schöne kleine Schnecke gemalt.
Nun wollte ich sie auch in einer kleinen Olivenholzfigur verewigen.
Im Jahre 1995 saß ich in meinem Gazebo. Das war so eine von mir
selbst errichtete, recht rustikale Laube.Es war recht heiß und eine
kleine Schnecke kroch langsam auf mich zu. Sie war sehr ungehalten,
denn Marlene hatte sie bereits viele Male aus den Geranien entfernt
und im Nachbargarten ausgesetzt. Sie hörte erst auf zu Schimpfen,
als ich ihr versprach ein schönes Bild von ihr zu malen.
Ich trug sie ins Studio, setzte sie auf ein volle Wasserglas. Sie nippte
etwas von dem Wasser und drehte auf dem Rand des Glases so
langsam ihre Runden, dass ich sie in Ruhe malen konnte. Ich zeigte
ihr das fertige Bild und sie schien recht zufrieden zu sein.
Jahre später zeigte ich im Rahmen einer großen Ausstellung im
Theatercafe meines Freundes Piero Cardone in Regensburg das Aquarell
meiner Schneckenfreundin.
Zur gleichen Zeit inszenierte ein berühmter schweizer Regisseur im
Theater Hamlet. Piero teilte mir mit, dass der Regisseur unbedingt mit
mir über dieses Bild reden wollte. In der großen Pause stürmte der Schweizer
mit großer Freude auf mich zu und rief:
„Meister Rolf, du bist ein Magier! Du hast Dich in diesem Bilde selbst
übertroffen. Weißt Du überhaupt, was Du da gemalt hast?
Ich hatte keine Ahnung, was der berühmte Mann in meinem Bild zu
sehen glaubte. Es war doch nur eine Schnecke mit ihrer eigenen Zeit.
Sie gleitet, unbeeindruckt von unseren menschlichen Massen
und Zeiteinteilungen, an uns vorüber.
„ Nein Maestro! Du hast die Ewigkeit gemalt.!
Dann erzählte er mir, dass die Schnecke ein Hermaphrodit ist, also ein Individuum
mit männlicher und weiblicher Geschlechtsausprägung, die sowohl männliche
als auch weibliche Keimzellen ausbilden. Somit ist sie nicht unserem menschlich
oft tragischen Sexualtrieb ausgesetzt. Sie kann aus sich selbst heraus
Nachkommen zeugen und ist somit unsterblich.
„Schnecken“, so sagte er, „gibt es seit 500 Millionen Jahren und es wird sie auch
dann noch geben, wenn wir Menschen uns gegenseitig vernichtet haben.“
Dann wollte er unbedingt die Geschichte der kleinen Schnecke wissen und
warum ich sie auf diese Weise gemalt hatte.
So erzählte ich, dass diese kleine Schnecke die große Aufgabe hat
meine Vorstellungen von Gut und Böse, von Ethik und Moral
unaufhaltsam zu bewahren und an jeden Wohlgesonnen weiterzugeben.
Der Schweitzer schloss mich beglückt in die Arme und wir wünschten uns
Glück auf unseren Wegen, die Menschheit mit unserer Kunst zum
Nachdenken zu bringen.
Lieber Frteund,
sicher glaubst Du nicht an den Wahrheitsgehalt meiner kleinen Geschichte mit der Schnecke in uneserem Olivenhain.
Nachfolgend der Bericht der an und für sich seriösen Wochenzeitschrift " Die Zeit "