Skulptur von Rolf Horn
„Viola d´amore“
20 x 30 x 100 cm
Diese Skulptur wurde beim Premio Italia im Jahre 2010 preisgekrönt
Wie viele Menschen, liebe auch ich die Musik.
Genauso bin ich in Olivenholz vernarrt.
Als Maler habe ich zu diesmen Thema viele Aquarelle gemalt, doch nie zuvor hatte ich eine Plastik aus Olivenholz zu dem Thema geschnitzt.
Wobei das doch sehr naheliegt, denn sicher spielte schon der griechische Hirtengott Pan auf einer Flöte aus Olivenholz.
Als ich so durch unseren Olivenhain wanderte und den Liedern der Olivenbäume lauschte, kam mir die Idee eine Plastik zu schaffen, die meine Verehrung an die Musik und die Weiblichkeit zeigt.
Inspiration 1
Einst sah und hörte ich in einer venezianischen Kirche ein Konzert vom Barockkomponisten Albinoni. Das Orchester spielte in der Tracht der damaligen Zeit und benutzte natürlich die alten Instrumente. Unter all den schönen Musikern fiel mir eine besonders schöne Musikantin auf. Zwischen ihre Schenkel gepresst, die natürlich züchtig durch den barocken Rock bedeckt waren, spielte sie auf einer Viola d´amore. Wie auch die Gamba d´amore ghört die Viola d´amore zu den Schoßgeigen.
Wohl alle anwesenden Männer würden gerne mit der Schoßgeige tauschen und sich beim erotischen Spiel von dem Bogen der Streicherin in höchste erotisch-musikalischen Schwingungen versetzen lassen. Dieses Bild sollte mir nicht mehr aus dem Sinn gehen.
Ich sah mir das Instrument etwas näher an.
Es scheint mir sehr barock und sehr weiblich zu sein. Das Oberteil war nicht so schmalbrüstig, wie ein Violine und das Unterteil zeigt ein gebärfreudiges Becken. Kein Wunder, dass die Musik dieses erotischen Instrumentes von Leopold Mozart als lieblich beschrieben wird.
Im Italienischen heißt es „ la musica“ und auch im Deutschen „ die Musik“ haben wir der Musik ein weibliches Geschlecht gegeben. Wie könnte es auch anders sein. Sie ist in der Regel lieblich, friedlich, melancholisch und heiter. Lauter Eigenschaften, die wir an den Frauen lieben und schätzen.
Kein Wunder, dass ich mir für meine Skulptur dieses Instrument wählte.
Namensgebung
Als ich eines Tages hingebungsvoll an meiner Skulptur schnitzte, bekam ich überraschend Besuch von meinem Freund, dem Tenor Luigi de Laurentiis. Marlene schickte ihn in meine Werkstatt.. Ich bemühte mich gerade den Schamhaaren den Schwung eines Boticelli zu verleihen, als Luigi den Raum betrat.
„ Aah, du schnitzt gerade La Viola d´amore“ feixte er. Er kam im rechten Moment und kreierte somit den Namen der Skulptur. Es ist eine Gnade künstlerische Freunde zu haben.
Inspiration 2
Mir schwebte eine Skulptur halb Weib, halb Musikinstrument vor, die ich in der Mitte um 180 Grad drehte. Von vorne sollte man den oberen Torso als Viola erkennen und der untere Teil soll Amore verkörpern. Kunstvoll ließ ich die Violasaiten aus den Schamhaaren wachsen. Nun stellte sich die Frage, was für ein weibliches Antlitz ich der Rückseite der Skulptur geben wollte.
Als ich ein heranwachsender Jüngling war, hing über meinem Bett das bezaubernde Bild der Sylvette von Picasso. Ich war total verliebt in das klassisch moderne Portrait des bewunderten Meisters.
Wie von Zauberhand entstand meine Sylvette. Sie sollte genauso wie es Picasso gelang dem Werk eine geheimnisvolle Aura geben.
Im Jahre 2010 beteiligte ich mich wieder einmal an dem „ Premio Italia“.
Dies ist ein internationaler Wettbewerb für alle bildende Künste, an dem jedes Jahr über 100 Künstler teilnehmen. Es ist in Certaldo immer etwas ganz Besonderes.
Hoch oben thront über der bezaubernden Altstadt der Palazzo Pretorio. Die Stimmung ist einzigartig. Es scheint, als würde uns Bocaccio persönlich begrüßen wollen. Er, der frivole Frauenliebhaber, hätte - wäre er in der Jury - bestimmt auch meiner „ Viola d´amore“ einen Ehrenpreis zuerkannt.